Mein Weg in den Journalismus Teil 5: Warum ich mein Volontariat abgebrochen habe + Wie es jetzt weiter geht

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Schon als ich fünf war, habe ich verkündet, dass ich Journalistin werden will. Im Oktober 2015 konnte ich dann den entscheidenden Schritt in Richtung meines Kindheitstraums gehen – ich habe ein Volontariat begonnen. Doch dann hieß es: Traum trifft Realität.

Die Realität hieß in meinem Fall: Drei Stunden pendeln pro Tag und ein Gehalt, das bei rund einem Drittel des Mindestlohns lag. Ich war zwar glücklich darüber, von morgens bis abends meiner Leidenschaft, dem Schreiben, nachgehen zu können, aber auf die Dauer frustriert es doch sehr, unter der Woche nichts anderes zu tun als zu arbeiten, zur Arbeit und wieder zurück zu fahren, die Sachen für den nächsten Tag zu richten und dann ins Bett zu fallen. Das Wochenende ging dann größtenteils für den Haushalt drauf, der unter der Woche liegen geblieben ist – keine Zeit zum Ausruhen, Sport machen, etwas unternehmen, was alles dringend nötig gewesen wäre, um wieder an Energie zu kommen, als Ausgleich zu der ganzen (Haus-)Arbeit. Drei Stunden pendeln sind wirklich zu viel des Guten, ging aber leider nicht anders, weil ein ICE-Ticket viel zu teuer war – mein Gehalt reichte sowieso schon für kaum mehr als die Miete.

Da kommen wir auch schon zur zweiten Frustquelle: 40 Stunden die Woche tatkräftig zu arbeiten und trotzdem finanziell nicht auf eigenen Beinen stehen zu können, weil das Volontariat eher wie ein Praktikum bezahlt war – nur dauert ein Praktikum höchstens sechs Monate. Das Volontariat dagegen hätte eineinhalb Jahre gedauert. Jetzt fragt ihr euch vielleicht, warum ich mich überhaupt darauf eingelassen habe. Das ist eine sehr gute Frage. Ein bisschen bereue ich diese Entscheidung, aber sie hatte Gründe. Erstens ist ein Volontariat sehr schwer zu bekommen – wenige Stellen, viel Konkurrenz. Zweitens ist es ja eine Ausbildung, bei der man nicht einfach nur arbeitet, sondern auch viel dazulernt und beigebracht bekommt. Letzteres war viel weniger der Fall, als ich es gehofft hatte, weil mein Volontariat zu 99 Prozent aus Praxis bestand. Da ich zuvor schon mehrere Praktika und freie Mitarbeiten gemacht hatte, hatte ich insgesamt nicht das Gefühl, voranzukommen. Und so musste ich mir schließlich die Frage stellen: Ist es das wert? Das habe ich mich schon seit Dezember gefragt. Erst Anfang Februar habe ich letztendlich gekündigt mit acht Wochen Frist.

Seit drei Tagen bin ich also nicht mehr Volontärin. Und ich bin glücklich mit der Entscheidung. Stattdessen bin ich jetzt – wie auch schon fünf Monate lang vor meinem Volontariat – freie Journalistin (und Nachhilfelehrerin in Deutsch, Französisch und Englisch). Wenn man das richtig anstellt, lässt es sich davon leben, jedenfalls besser als von meinem Volontariatsgehalt und null Stunden statt drei Stunden pendeln am Tag sind eine sehr willkommene Abwechslung. Endlich habe ich wieder Zeit, am Wochenende was mit meinem Freund, der Familie oder Freunden zu unternehmen, ohne schlechtes Gewissen und ohne dass ich danach keine Socken mehr im Schrank habe, weil ich in der Zeit besser Wäsche hätte waschen sollen, oder viel zu erschöpft bin, um überhaupt loszugehen.

Die Entscheidung, mein Volontariat zu beenden, bedeutet nicht, dass ich meinen Kindheitstraum vollkommen an den Nagel gehängt habe. Auch die nun kommende Zeit als freie Journalistin wird mich dem hoffentlich näher bringen, weil ich wertvolle Kontakte pflege und neue knüpfe. Außerdem werde ich mich um andere Volontariatsstellen bewerben. Ich bin aber offener für Alternativen als zuvor, will mich nicht so verzweifelt selbst verwirklichen, dass ich mich dabei stattdessen selbst verliere, wie es leider während meines Volontariats passiert ist. Ich war nicht die Einzige, die die Reißleine gezogen hat: Meine Mitvolontärin hat zwei Tage nach mir gekündigt – fristlos, sie war noch in der Probezeit. Es war nicht einfach, das alles aufzuschreiben, aber es ist mir wichtig, auf meinem Blog ein realistisches Bild von meinem Weg in den Journalismus zu zeichnen und da gehören Bedingungen, wie ich sie bei meinem Volontariat angetroffen habe, leider viel zu oft dazu.

Mehr zu meinem Weg in den Journalismus:

In Teil 1 erzähle ich, wie sich mein Berufswunsch entwickelt hat und welche ersten Schritte ich unternommen habe, um diesem näher zu kommen.

In Teil 2 verrate ich Euch, was man bei der Studienfach- und Praktikawahl beachten sollte.

In Teil 3 berichte ich über meine nervenaufreibende Volontariatssuche – wenige Stellen, viel Konkurrenz und die Sonderwünsche einiger Redaktionen.

In Teil 4 verrate ich Euch, wie ich meine fünfmonatige Tätigkeit als freie Journalistin erlebt habe, eine berufliche Perspektive, die bei den wenigen und umkämpften festen Stellen in dieser Branche momentan keine Seltenheit ist und über die man sich daher unbedingt Gedanken machen sollte.

Auch wenn das hier Teil 5 ist: Teil 3 und 4 stehen noch aus. Das liegt daran, dass ich sowohl zur Volontariatssuche als auch zum frei arbeiten gerade weitere Erfahrungen sammle, die ich Euch nicht vorenthalten will. 😉 Falls Ihr keinen Beitrag verpassen wollt, könnt ihr auf der Startseite oben rechts auf per Mail folgen klicken und/oder meine Facebook-Seite liken. 🙂

Hier könnt Ihr nachlesen, wie ich mich nach dem gescheiterten Volontariat wieder aufgerappelt habe und was ich jetzt mache. 

Zusätzlich zu meinen Erfahrungsberichten, kann ich auch diesen hier sehr empfehlen. Minilohn + fehlende Theorie sind offenbar keine Seltenheit bei Volontariaten. Doch es kann sich lohnen, seinen Traum weiter zu verfolgen.

 

16 Gedanken zu „Mein Weg in den Journalismus Teil 5: Warum ich mein Volontariat abgebrochen habe + Wie es jetzt weiter geht

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  3. Pingback: Mein Weg in den Journalismus Teil 0: Erste Schreibversuche – lustige Kurzgeschichten aus der Grundschule | Mein Medienguide

  4. Pingback: Weisheit des Monats – Verloren gehen | Mein Medienguide

  5. Pingback: Mein Weg in den Journalismus Teil 1 – Die ersten Schritte | Mein Medienguide

  6. Pingback: Mein Weg in den Journalismus Teil 2 – Wo ein Praktikum machen? Was studieren? | Mein Medienguide

  7. Hallo Melanie,

    wow, ein mutiger Schritt, aber absolut nachvollziehbar. Ich drücke dir die Daumen, dass du irgendwann deinen Traum leben kannst, mit vernünftigem Gehalt und ausreichend Zeit für dich, Freunde und Familie.

    Dein Blog ist cool 🙂 bin gerade durch Zufall das erste Mal hier gelandet und werde wohl noch ein paar Mal vorbei schauen!

    Liebe Grüße,
    Sabi

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    • Hallo Sabi,
      Vielen Dank! 🙂 War wirklich keine leichte Entscheidung, aber es musste sein.
      Freut mich sehr, dass du meinen Blog entdeckt hast und dass er dir gefällt! 🙂
      Liebe Grüße
      Melanie

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